Russlanddeutsche

Ein Volk auf der Wanderschaft von Otto Hertel

Die bei der Ansiedlung "auf ewige Zeiten" gegebenen Rechte wurden 1871 aufgehoben.

Während die Deutschen mit ihren ukrainischen und russischen Nachbarn bestens auskamen, entwickelte sich 'im maßgeblichen Kreisen der russischen Adeligen, Politiker und Bildungspolitiker ein wachsender Hass gegen die Deutschen.

Man neidete ihnen ihre Privilegien und ihren wirtschaftlichen Aufschwung und empfand sie als nationalen Fremdkörper, der eventuell gefährlich werden könnte.

Erste Auswanderungswelle ab 1871

Die bei der Ansiedlung "auf ewige Zeiten" gegebenen Rechte wurden 1871 aufgehoben.

1874 wurde die allgemeine Wehrpflicht auch auf die Deutschen ausgedehnt. Der Militärdienst dauerte in Russland zu jener Zeit 15 bis 20 Jahre. Die deutsche Sprache wurde als Unterrichtssprache an den deutschen Schulen verboten, wirtschaftliche Beschränkungen wurden für die Deutschen verordnet.

Dadurch setzte eine erhebliche Auswanderungswelle ein. Besonders stark bemerkbar machte sich diese Bewegung unter den Mennoniten. Ganze Dörfer wanderten aus (hauptsächlich nach Amerika).

Die russische Regierung entsandte, um der Emigration tüchtiger Landsleute entgegenzuwirken, den in russischen Diensten stehenden General Eduard von Todleben in die Siedlungsgebiete, um dort mit den Mennoniten zu verhandeln und sie zu bewegen, in Russland zu bleiben. Ergebnis: ein Drittel wanderte aus, zwei Drittel blieben.

Statt Militärdienst mit der Waffe durften die Mennoniten Ersatzdienst leisten. Und zwar von 1881 bis 1914 in den so genannten Forsteien, die beauftragt waren, in den Steppen der Südukraine und auf der Krim Waldschutzstreifen anzulegen und zu pflegen sowie Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft zu betreiben. Diese Forsteien mussten von den mennonitischen Gemeinden selbst unterhalten werden, unterstanden aber militärischen Ordnungssatzungen. Die Dienstzeit betrug drei bis vier Jahre.

Während des ersten Weltkrieges wurden (wie bereits im Krim-Krieg)13000 Mennoniten als Sanitäter ausgebildet und in den Sanitätsdienst gestellt. 70 Sanitätszüge wurden ausschließlich von ihnen bedient. Die zirka 300000 zwischen 1914 und 1917 zum militärischen Einsatz einberufenen deutschen Soldaten wurden während des ersten Weltkrieges in der Regel an die türkische Front entsandt.

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